Wer seine Nintendo Switch täglich nutzt, ahnt meist nicht, welche Datensammlung im Hintergrund abläuft. Die beliebte Spielkonsole protokolliert minutiös jeden Spielzug, jede Pause und sogar Ihre Gaming-Gewohnheiten zu verschiedenen Tageszeiten. Diese Informationen landen nicht nur auf der Konsole selbst, sondern wandern auch zu Nintendo – oft ohne dass Nutzer bewusst zugestimmt haben.
Besonders brisant wird es bei der automatischen Screenshot-Funktion: Viele Spieler wundern sich, warum plötzlich Spielszenen in ihren sozialen Netzwerken auftauchen, obwohl sie diese nie bewusst geteilt haben. Die Switch kann nämlich eigenständig besondere Spielmomente erfassen und diese über verknüpfte Social-Media-Accounts veröffentlichen.
Die versteckten Datensammler in Ihrer Switch
Nintendo sammelt weitaus mehr Informationen als die meisten Nutzer vermuten. Die Konsole erstellt detaillierte Aktivitätsprotokolle, die folgende Daten umfassen:
- Exakte Spielzeiten pro Titel mit Minutengenauigkeit
- Häufigkeit der Nutzung bestimmter Funktionen
- Screenshots und Videoclips, auch die als „privat“ markierten
- Online-Interaktionen mit anderen Spielern
- Kaufverhalten im Nintendo eShop
- Standortdaten bei aktiviertem WLAN
Diese Datensammlung geschieht größtenteils automatisch und läuft für viele Nutzer völlig unbemerkt ab. Selbst wenn Sie Ihre Switch im Flugmodus verwenden, speichert die Konsole alle Aktivitäten zwischen und überträgt sie beim nächsten Internet-Kontakt.
Screenshot-Falle: Wenn die Switch eigenständig teilt
Ein besonders überraschendes Feature ist die automatische Screenshot-Freigabe. Viele Switch-Besitzer haben in den Einstellungen unbewusst aktiviert, dass besondere Spielmomente automatisch erfasst und geteilt werden können. Dies passiert vor allem bei:
- Erreichen bestimmter Meilensteine in Spielen
- Seltenen Ereignissen oder Erfolgen
- Multiplayer-Momenten mit Freunden
- Ersten Starts neuer Spiele
Das Tückische: Diese Funktion ist oft standardmäßig aktiviert und viele Nutzer bemerken erst durch Reaktionen in sozialen Netzwerken, dass ihre Gaming-Aktivitäten öffentlich geworden sind.
Kindersicherung: Der detaillierte Familienreport
Besonders heikel wird die Datensammlung bei der Nintendo Switch-Kindersicherung. Das System erstellt minutiöse Berichte über das Spielverhalten und sendet diese regelmäßig an die registrierten Eltern-Accounts. Diese Berichte enthalten:
- Genaue Spielzeiten aufgeschlüsselt nach Wochentagen
- Welche Spiele wie lange gespielt wurden
- Zu welchen Zeiten die Konsole genutzt wurde
- Ob Zeitlimits eingehalten oder überschritten wurden
- Mit wem online gespielt wurde
Problematisch wird dies, wenn Jugendliche älter werden, aber die Kindersicherung nie deaktiviert wurde. So erhalten Eltern weiterhin detaillierte Spielberichte ihrer 16- oder 17-jährigen Kinder, ohne dass diese davon wissen.
So stoppen Sie die Datensammlung effektiv
Um die Kontrolle über Ihre Daten zurückzugewinnen, sollten Sie verschiedene Einstellungen anpassen. Navigieren Sie zu den Systemeinstellungen Ihrer Switch und überprüfen Sie folgende Bereiche:
Screenshot und Video-Einstellungen anpassen
Gehen Sie zu „Bildschirmfotos und Videos“ in den Systemeinstellungen. Hier können Sie die automatische Freigabe komplett deaktivieren oder nur für bestimmte Plattformen zulassen. Setzen Sie außerdem den Modus auf „Nur für Einzelspieler“, falls Sie Multiplayer-Screenshots vermeiden möchten.
Datensammlung für Nintendo-Services begrenzen
Unter „Nutzer“ finden Sie die Option „Nintendo-Account-Einstellungen“. Hier lassen sich die Datenfreigaben für Marktforschung, Werbezwecke und Service-Verbesserungen individual anpassen. Deaktivieren Sie alle nicht zwingend erforderlichen Optionen.
Online-Status und Aktivitäten verbergen
In den Freunde-Einstellungen können Sie festlegen, wer Ihre Spielaktivitäten sehen darf. Setzen Sie den Status auf „Verbergen“, um zu verhindern, dass andere Nutzer sehen können, welche Spiele Sie gerade spielen oder wie lange Sie bereits gespielt haben.
Kindersicherung intelligent konfigurieren
Falls Sie die Kindersicherung nutzen, gibt es clevere Wege, den Datenschutz zu verbessern, ohne die Schutzfunktion komplett zu deaktivieren:
Passen Sie in der Nintendo Switch-Kindersicherungs-App die Berichtsfrequenz an. Statt täglicher Berichte können Sie auf wöchentliche oder monatliche Zusammenfassungen umstellen. Außerdem lässt sich festlegen, welche Daten überhaupt erfasst werden sollen.
Für ältere Jugendliche empfiehlt es sich, schrittweise Bereiche aus der Überwachung herauszunehmen. So können Sie beispielsweise die Zeitüberwachung beibehalten, aber die detaillierten Spielstatistiken deaktivieren.
Bereits gesammelte Daten löschen
Nintendo speichert Ihre Daten nicht nur lokal auf der Switch, sondern auch in der Cloud. Um diese dauerhaft zu entfernen, müssen Sie sich in Ihren Nintendo-Account einloggen und dort die Löschung beantragen.
Beachten Sie dabei, dass eine komplette Datenlöschung auch praktische Nachteile haben kann: Spielstände in der Cloud, Freundeslisten und erworbene digitale Inhalte können dadurch ebenfalls verloren gehen. Wägen Sie daher ab, welche Daten Sie wirklich löschen möchten.
Ein cleverer Mittelweg ist die selektive Löschung: Entfernen Sie nur die Aktivitätsdaten und Statistiken, behalten aber wichtige Account-Informationen bei. Diese Option finden Sie in den erweiterten Datenschutz-Einstellungen Ihres Nintendo-Accounts.
Die Kontrolle über Ihre Gaming-Daten liegt letztendlich in Ihren Händen. Mit den richtigen Einstellungen können Sie weiterhin alle Features Ihrer Nintendo Switch nutzen, ohne dabei mehr Privatsphäre preiszugeben, als Ihnen lieb ist. Überprüfen Sie diese Einstellungen regelmäßig, da Nintendo mit System-Updates gelegentlich neue Datensammlung-Features einführt oder bestehende Optionen ändert.
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